DCB Newsletter #1/25: INSIDE DCB – Interview mit Lisa Koch

DCB Newsletter #1/25: INSIDE DCB – Interview mit Lisa Koch

Liebe Community,

Wir freuen uns, Dir die nächste Folge unserer Serie „INSIDE DCB“ präsentieren zu können – dieses Mal mit einem Interview mit Lisa Koch. Viel Spaß beim Lesen!

Seit April 2024, Lisa Koch war Assistenzprofessorin an der Universität und am Universitätsspital Bern sowie am DCB (Diabeteszentrum Bern). Mit Hilfe künstlicher Intelligenz widmen sie und ihr Team sich der Entwicklung nachweislich sicherer, zuverlässiger und effektiver datengesteuerter Tools, um die Zukunft der Diabetesversorgung zu gestalten.

Herr Prof. Dr. Koch, worum geht es bei deiner Forschung?

Meine Forschung befasst sich mit der Entwicklung von Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) für die Medizin. Ich interessiere mich besonders dafür, wie künstliche Intelligenz sicher und zuverlässig eingesetzt werden kann. Zum Beispiel: Wie können wir auf verständliche Weise erklären, wie eine KI wichtige Entscheidungen trifft? Wie stellen wir sicher, dass die KI bei echten Menschen genauso gut funktioniert wie in Studien? Und könnte es sein, dass die KI bestimmte Gruppen benachteiligt? Wenn ja, wie können wir dies erkennen und verbessern?

Was motiviert Dich, auf dem Gebiet der Diabetes zu arbeiten?

Die Diabetesforschung bietet ein enormes Potenzial, um das Leben von Millionen von Menschen zu verbessern. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Diabetestechnologie ermöglicht es, personalisierte Therapien zu entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Der Bereich Diabetes ist auch deshalb von wissenschaftlichem Interesse für mich, weil es viele verschiedene Anwendungen für künstliche Intelligenz gibt. Diese reichen zum Beispiel vom Blutzuckermanagement mit Hilfe von tragbaren Geräten (Wearables) bis hin zur Erkennung von Folgeerkrankungen des Diabetes, wie der Früherkennung der diabetischen Retinopathie auf der Grundlage von Bildern des Augenhintergrunds. In jedem dieser Bereiche gibt es noch viele unbeantwortete Fragen.

Was ist deine größte Herausforderung als Professor?

Mein tägliches Leben als Professor ist sehr abwechslungsreich. Selbst die eigentliche Forschung umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben: Ich entwickle kontinuierlich meine kurz-, mittel- und langfristigen Forschungsvisionen, betreue Studenten, lese und schreibe viel und tausche mich in meinem internationalen Umfeld aus. Dazu gehören auch Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung und der Lehre. Darüber hinaus gibt es unzählige andere spannende Aufgaben, die mir wichtig sind: Ich helfe bei der Organisation von wissenschaftlichen Konferenzen und werde regelmäßig als Experte eingeladen, die Arbeit anderer Fachleute zu begutachten (Peer Review), an Podiumsdiskussionen teilzunehmen oder Vorträge zu halten. Ich würde sagen, meine größte Herausforderung ist es, Prioritäten zu setzen und meine begrenzte Zeit zu verwalten. Glücklicherweise kann ich mir meine Zeit weitgehend selbst einteilen, so dass die Verantwortung ganz bei mir liegt: Ich muss lernen, gelegentlich zu aufregenden Gelegenheiten nein zu sagen.

Welche Ziele willst Du mit deinem Team und Labor, dem MLM-Lab (Machine Learning in Medicine Lab), erreichen?

Ich habe mehrere Ziele, die ich gerne mit meinem Team verfolgen möchte. Zum einen liegen mir meine zentralen Forschungsziele sehr am Herzen: Ich möchte künstliche Intelligenz für den Einsatz in der Medizin effektiv und sicher machen. Letztlich möchte ich zu einer besseren Patientenversorgung beitragen, sowohl allgemein als auch speziell für Menschen mit Diabetes. Es ist mir wichtig, dass mein Team und ich in diesem Bereich an Projekten arbeiten, die wir persönlich spannend finden und für die wir uns methodisch begeistern können. Abgesehen von den Forschungsinhalten selbst möchte ich die Fähigkeiten in meinem Team fördern und so meinen Teammitgliedern gute Perspektiven für eine erfolgreiche Karriere in der Forschung oder in der Privatwirtschaft bieten. Wir investieren zum Beispiel viel Zeit in die wissenschaftliche Kommunikation. Es ist mir auch sehr wichtig, ein gesundes und positives Umfeld zu schaffen, in dem alle Teammitglieder auch ihr Privatleben in den Vordergrund stellen können.

An welchen Projekten forscht Ihr derzeit und wie können diese das Leben von Menschen mit Diabetes erleichtern?

Wir arbeiten an verschiedenen Methoden zur automatischen Analyse von medizinischen Bildern und Daten von tragbaren Geräten wie Blutzuckermessgeräten und Fitness-Trackern. So nutzen wir beispielsweise maschinelles Lernen, um physiologische Glukosemodelle auf den Einzelnen zuzuschneiden, und untersuchen, wie wir Ungenauigkeiten in KI-Modellen erkennen und korrigieren können. Diese Technologien sollen Menschen mit Diabetes unterstützen, indem sie eine sichere, personalisierte Behandlung ermöglichen.

Wie arbeitet Ihr mit dem DCB zusammen? 

Unsere Büros befinden sich im DCB, was zu einem regelmäßigen Dialog führt. Mein Team profitiert insbesondere von dem interdisziplinären Forschungsumfeld, das das DCB und die Universität Bern mit ihren Stiftungsprofessuren geschaffen haben. Das DCB bietet uns auch einen aktiven Zugang zum Netzwerk im Bereich der Diabetes-Technologie.

Where do you hope your field of research will be in five to ten years? What is your vision?

Künstliche Intelligenz wird in den kommenden Jahren einen grundlegenden Einfluss auf viele Bereiche unserer Gesellschaft haben. Meine Vision ist, dass dieser Wandel in der Medizin positiv sein wird. Mit meiner Forschung möchte ich vertrauenswürdige Technologien bereitstellen, die dies ermöglichen.

Über Lisa Koch

Lisa Koch ist Assistenzprofessorin und Forschungsgruppenleiterin an der Universität und am Inselspital Bern. Gemeinsam mit ihrem Team am DCB erforscht und entwickelt sie eine vertrauenswürdige, durch künstliche Intelligenz unterstützte Diabetesversorgung, die Patienten und Medizinern echte Vorteile bringt.

Nach einem Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik (BSc) und einem Master-Abschluss in Biomedizintechnik (MSc) an der ETH Zürich promovierte Lisa Koch am Imperial College London im Bereich maschinelles Lernen für medizinische Bildanalysen. Nach einer Postdoc-Stelle an der ETH Zürich wechselte sie zum Schweizer Start-up Ava, wo sie schließlich Leiterin des Data Science Teams wurde. In dieser Position erkannte sie die Notwendigkeit für nachweislich sicheres maschinelles Lernen im Gesundheitswesen. Im Jahr 2021 kehrte sie in die akademische Forschung zurück, um als Gruppenleiterin für maschinelles Lernen in der medizinischen Diagnostik im Berens Lab am Hertie-Institut für KI in der Hirnforschung an der Universität Tübingen, Deutschland, zu diesem Thema zu forschen.

Vielen Dank fürs Lesen und bis bald zur nächsten Folge!

Diese Ausgabe wurde verfasst von Sunjoy Mathieu , Communication Manager bei DCB, verfasst und ursprünglich veröffentlicht auf https://www.d-journal.ch auf Deutsch und Französisch.

Dieser Beitrag wurde zuvor auf LinkedIn veröffentlicht.Click hier, um die Originalveröffentlichung anzuzeigen.

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